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Fruchtbarkeit bei Krebs erhalten: Wege zum eigenen Kind nach der Diagnose

Eine Krebsdiagnose verändert das Leben schlagartig – besonders für junge Menschen mit Kinderwunsch. Die gute Nachricht: Dank moderner Medizin und gezielter Maßnahmen ist es heute möglich, die Fruchtbarkeit zu erhalten und den Traum von eigenen Kindern auch nach einer Krebstherapie zu verwirklichen.​

 

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Warum Fruchtbarkeit bei Krebs ein Thema ist

Chemotherapien, Bestrahlungen und bestimmte Operationen können die Fortpflanzungsorgane schädigen. Bei Frauen betrifft dies vor allem die Eierstöcke, bei Männern die Hoden. Das Risiko einer Unfruchtbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:​

  • Art und Dosierung der Therapie
  • Alter der Patientin/des Patienten
  • Individuelle körperliche Voraussetzungen​

Daher ist es entscheidend, frühzeitig – idealerweise vor Beginn der Behandlung – mit dem medizinischen Team über den Kinderwunsch zu sprechen.​

 

Arztzitat - Dr. Mathias Brunbauer

Dr. Mathias Brunbauer | Ärztlicher Leiter | FA für Gynäkologie und Geburtshilfe | IVF-Spezialist

„Eine Krebsdiagnose bedeutet nicht das Ende Ihres Kinderwunsches – moderne Reproduktionsmedizin bietet heute hervorragende Möglichkeiten, Ihre Fruchtbarkeit zu sichern.“

 

Maßnahmen, um die Fertilität zu erhalten

 

Für Frauen

  1. Eizell-Kryokonservierung: Vor der Therapie werden hormonell stimulierte Eizellen entnommen und eingefroren. Dies ist eine etablierte Methode mit guten Erfolgschancen.​
  2. Ovargewebe-Kryokonservierung: Ein Teil des Eierstockgewebes wird entnommen und eingefroren. Nach der Therapie kann es reimplantiert werden, um die Fruchtbarkeit wiederherzustellen.​
  3. Ovartransposition: Die Eierstöcke werden operativ aus dem Bestrahlungsfeld verlagert, um sie vor Schäden zu schützen.​
  4. Medikamentöse Ovar-Suppression: Durch die Gabe von GnRH-Analoga während der Chemotherapie kann die ovarielle Funktion vorübergehend unterdrückt werden, was einen gewissen Schutz bietet.​

Für Männer

  1. Sperma-Kryokonservierung: Vor der Therapie wird Sperma eingefroren, um es später für eine künstliche Befruchtung nutzen zu können.​
  2. Hodengewebs-Kryokonservierung: Bei präpubertären Jungen kann Hodengewebe entnommen und eingefroren werden. Diese Methode befindet sich noch in der experimentellen Phase.​

 

Trotz Krebs ein Kind bekommen – medizinisch möglich und planbar

Die Erfolgschancen variieren je nach Methode, Alter und individueller Situation. Allgemein gilt: Je früher die Maßnahmen ergriffen werden, desto besser sind die Aussichten. Werden sie frühzeitig aktiv und lassen sich umfassend beraten. Individuell passende Maßnahmen können für Sie ergriffen werden, um die Fruchtbarkeit zu erhalten und den Weg zur eigenen Familie zu ebnen.​Beispielsweise liegt die Schwangerschaftsrate nach dem Transfer aufgetauter Eizellen oder Embryonen bei rund 38 %.​

 

Fruchtbarkeit sichern trotz Krebs – Die 14-Tage-Checkliste

Tag 0 Diagnose Krebs: Sofortige Planung der nächsten Schritte
Tag 1 bis 3 Erstkontakt Kinderwunschzentrum: Beratung zu fertilitätserhaltenden Maßnahmen
Tag 4 bis 10 Vorbereitung & Start: Hormonelle Stimulation oder operative Gewebeentnahme (Eizellen, Ovargewebe, Spermien)
Tag 11 bis 14 Kryokonservierung abgeschlossen: Sicheres Einfrieren des gewonnenen Materials

 

Nach der Krebstherapie zum Wunschkind – Was medizinisch möglich ist

Schwangerschaft nach Krebs – Wie hoch sind die Erfolgschancen laut Studien?

Die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer mit zuvor eingefrorenen Eizellen liegt durchschnittlich bei 35 % bis 48 %, abhängig vom Alter der Frau zum Zeitpunkt der Kryokonservierung und der Anzahl der entnommenen Eizellen. Frauen unter 35 Jahren haben die besten Prognosen, insbesondere wenn mindestens 15 Eizellen eingefroren wurden. PMC

Laut der American Society for Reproductive Medicine (ASRM) liegt die klinische Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer mit kryokonservierten Eizellen bei etwa 38,5 %, mit einer anhaltenden Schwangerschaftsrate von 30,8 %. ​asrm.org

Die European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) berichtet, dass die durchschnittliche Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer nach Kryokonservierung in Europa bei 35,9 % liegt. ​ESHRE

Diese Daten unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Entscheidung für fertilitätserhaltende Maßnahmen, insbesondere vor Beginn einer krebstherapeutischen Behandlung.

 

Schwangerschaftschance nach Kryo-Eizellen:

Kinderwunsch trotz Krebs: Was Sie noch wissen sollten

Die Kombination aus einer Krebsdiagnose und einem unerfüllten Kinderwunsch ist für unsere Patientinnen und Patienten oft eine der schwersten Situationen ihres Lebens. Die Angst, nicht nur um die eigene Gesundheit, sondern auch um die Chance auf ein eigenes Kind, ist enorm. Genau deshalb ist eine schnelle, strukturierte und einfühlsame Beratung so wichtig – und das möglichst unmittelbar nach der Diagnose.

In unserer täglichen Arbeit sehen wir, dass viele der heute verfügbaren fertilitätserhaltenden Maßnahmen wirkungsvoll sind – vorausgesetzt, sie werden rechtzeitig eingeleitet. Auch wenn die Zeit knapp ist: Mit sogenannten Random-Start-Protokollen, dem Einfrieren von Eizellen oder Ovargewebe sowie dem Kryo von Spermien oder Hodengewebe können wir in kürzester Zeit handeln.

 

Häufig gestellte Fragen 

Krebserkrankungen im Kindesalter sind selten. In Österreich erkranken jährlich etwa 250 bis 300 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an Krebs. Das entspricht etwa 1 von 500 bis 600 Kindern. Die häufigsten Krebsarten im Kindesalter sind Leukämien, Hirntumore und Lymphome. Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit, als Kind an Krebs zu erkranken, bei unter 0,5 %.

Viele Krebsüberlebende können gesunde Kinder bekommen – vorausgesetzt, die Fruchtbarkeit wurde erhalten und die Erkrankung gilt als behandelt oder stabil. Entscheidend ist der Zeitpunkt: Je nach Tumorart und Therapie empfehlen Ärzt:innen in der Regel eine Wartezeit von 1 bis 5 Jahren nach Ende der Behandlung, bevor eine Schwangerschaft geplant wird. Eine individuelle Risikoabwägung und engmaschige medizinische Betreuung sind dabei zentral.

Wenn die Mutter oder der Vater zum Zeitpunkt der Schwangerschaft krebsfrei ist und keine genetische Hochrisikosituation vorliegt, besteht kein erhöhtes Risiko für das Kind. Wurde die Krebstherapie vor der Empfängnis abgeschlossen und ist die körperliche Erholung erfolgt, verläuft die Schwangerschaft in der Regel unauffällig. Wichtig ist eine sorgfältige gynäkologische und ggf. onkologische Mitbetreuung während der Schwangerschaft.

Die meisten Krebserkrankungen entstehen nicht durch Vererbung, sondern durch spontane genetische Veränderungen im Laufe des Lebens. Nur etwa 5–10 % aller Krebsfälle sind erblich bedingt. In solchen Fällen liegen genetische Veränderungen vor, die das Risiko für bestimmte Tumorarten erhöhen (z. B. BRCA1/2 bei Brustkrebs). Ob ein genetisches Risiko vorliegt, kann im Rahmen einer humangenetischen Beratung abgeklärt werden.

Bei hormonabhängigen Tumoren – insbesondere hormonpositivem Brustkrebs – erfolgt die hormonelle Stimulation zur Eizellgewinnung unter besonderen Bedingungen. In solchen Fällen kommen sogenannte Letrozol-Protokolle zum Einsatz, bei denen der Östrogenspiegel während der Behandlung niedrig gehalten wird. Die Methode gilt als sicher, wenn sie engmaschig überwacht und individuell abgestimmt wird.

Auch nach abgeschlossener Krebstherapie gibt es Optionen: Manche Frauen behalten eine Restfunktion der Eierstöcke und können auf natürlichem Weg oder mit unterstützter Reproduktion schwanger werden. In anderen Fällen kann eine Eizellspende oder die Adoption eines Kindes ein möglicher Weg sein. Für Männer kann unter Umständen eine Hodenbiopsie nach der Therapie noch Spermien liefern. Die Beratung in einem spezialisierten Kinderwunschzentrum hilft, individuelle Möglichkeiten realistisch einzuschätzen.

Wir sind für Sie da.

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